„Hallo, mein Name ist Hase!“

Leider ist der Feldhase heute viel seltener zu sehen als früher. Das liegt nicht nur an seiner nachtaktiven Lebensweise. In unserer intensiv genutzten Agrarlandschaft haben sich die Lebensbedingungen in der Feldflur in den letzten Jahrzehnten sehr verändert. Ein reichhaltiges Nahrungsangebot ist nicht mehr überall ganzjährig vorhanden, riesige Ernte- und Bodenbearbeitungsmaschinen fordern viele Opfer unter den Hasen und aufgrund mangelnder Deckung haben zudem Beutegreifer leichtes Spiel. Hinzu kommen Krankheiten und Verkehrsopfer, die auf den Bestand ebenfalls negative Auswirkungen haben. Junghasen, die durch Nahrungsmangel und schlechte Witterungsbedingungen in ihrer Abwehr und Kondition geschwächt sind, überstehen selten das erste Lebensjahr.

Wie Dr. Ernst-Ulrich Wittmann, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägerverein Dachau (JJVD), ausführt, haben Feldhasenzählungen ergeben, dass sich im deutschlandweiten Vergleich die Tiere in Bayern am Wohlsten fühlen. Auch wenn größere Feldhasenbestände vor allem in Unter- und Mittelfranken sowie in Niederbayern verzeichnet werden können, ist trotzdem eine Lebensraumverbesserung erforderlich.

Die Natur hat für den Fortbestand des Feldhasen gesorgt, denn die Fruchtbarkeit von Hasen ist sprichwörtlich. Die Feldhäsin bekommt normalerweise viermal im Jahr, i.d.R. von März bis September, zwei bis vier Junge. Die Junghasen werden auf dem freien Feld, relativ weit entwickelt geboren. Um keine Fressfeinde wie den Fuchs oder Greif- und Rabenvögel anzulocken, säugt die Häsin ihre in Abständen voneinander liegenden Jungen nur einmal am Tag mit ihrer gehaltvollen Milch.

Die Naturnutzer, die es nicht nur wegen Corona hinauszieht, sollten daran denken, dass sie sich im „Wohnzimmer“ der Wildtiere bewegen und sich gerade ab dem Frühjahr überall in Wald, Feld und Flur „Tierkinderstuben“ befinden. Ein allein sitzender junger, unverletzter Hase ist meist nicht in Not. Ein unbedachtes Aufnehmen und Überführen in menschliche Obhut könnten ihn erst richtig in eine Notsituation bringen. Deshalb die Bitte von Dr. Ernst-Ulrich Wittmann: „Sollten Sie ein scheinbar verlassenes Jungtier sehen, halten Sie sich an folgende Empfehlung des JJVD: Anschauen – keinesfalls berühren – weiter gehen – im Zweifelsfall bitte den Jäger fragen.“

Die Hunde, die ungehemmt durch Feld und Wiesen tollen, stellen eine ernste Gefahr für Jungtiere aller Art dar, deshalb gilt es, Rücksicht auf das Lebensrecht und das Wohlergehen der Wildtiere zu nehmen und die geliebten Vierbeiner lieber an die lange Leine zu nehmen. Was für unseren Vierbeiner Spiel und Spaß bedeutet, versetzt das Wild vor unserer Haustür sehr oft in Angst und Schrecken und führt nicht selten auch zu ihrem Tod. Dr. Ernst-Ulrich Wittmann appelliert an die Natursuchenden: „Freuen Sie sich über den Anblick eines Hasen und nehmen Sie Rücksicht, damit die Junghasen weitestgehend ungestört aufwachsen können.“

Bildnachweis: Richard Dorn / piclease