Warum drücken sich die Hasen?

Frühjahrszeit ist Jungenzeit. Wald und Feld stellen im Moment eine wilde Kinderstube dar. Mit die ersten Wildtiere, die ihren Nachwuchs zur Welt bringen, sind die Feldhasen.

Feldhasen investieren in ein schnelles Heranwachsen der Jungtiere, um das Risiko in den frühen Lebensphase von Beutegreifern gefressen zu werden, zu reduzieren. Voraussetzungen für die schnelle Entwicklung sind die hohe Energiezufuhr über die Muttermilch und die Qualität der verfügbaren Nahrung für die Häsinnen. „Zudem ist das „Sich-Drücken“ der Jungtiere sowie das gesamte Säugeverhalten mit einer minimalen Kontaktzeit zwischen Häsin und ihrem Wurf ohne weitere „Betreuung“ darauf ausgerichtet, Feinden zu entgehen“, erläutert Dr. Ernst-Ulrich Wittmann, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägerverein Dachau (JJVD). Die Junghasen werden etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang vom Muttertier gesäugt, danach trennen sich Muttertier und Junghasen wieder. Bis zur nächsten Abenddämmerung verbleiben sie ohne mütterliche Fürsorge – jeder für sich – in ihren Verstecken.

Als hätte es Meister Lampe und sein Nachwuchs nicht schon schwer genug, zieht es viele Menschen zu Naturgenuss und sportlichen Aktivitäten ganzjährig und zu jeder Tages- und Nachtzeit hinaus in Wald, Feld und Flur und vergessen manchmal, dass sie sich im Wohnzimmer der Wildtiere bewegen und sich gerade ab dem Frühjahr überall Tierkinderstuben befinden. Ein allein sitzender junger, unverletzter Hase ist meist nicht in Not und sollte sitzen gelassen werden. Ein Aufnehmen und Überführen in menschliche Obhut werden ihn in eine Notsituation bringen.

Doch auch unsere Hunde stellen eine ernste Gefahr für alle Wildtiere aber insbesondere für Jungtiere aller Art dar. Deshalb gilt es, Rücksicht auf das Wohlergehen der Wildtiere zu nehmen und die geliebten Vierbeiner lieber an die lange Leine zu nehmen.

Es gilt zu vermeiden, dass freilaufende Hunde Wildtiere hetzen und sie dadurch in Lebensgefahr bringen. Bei freilaufenden Hunden ist immer damit zu rechnen, dass der Hund Wild aufstöbert und verfolgt, denn der Jagdinstinkt lässt sich nicht kontrollieren. Was für unseren Vierbeiner Spiel und Spaß bedeutet, versetzt die Wildtiere sehr oft in Angst und Schrecken. Der tierische Nachwuchs hat gegenüber Hunden kaum eine Chance und stirbt meist qualvoll.

„Wer mit seinem Hund in Wald und Flur spazieren geht, der sollte sich vor allem zu „sensiblen“ Tageszeiten wie der Dämmerungszeit, in der das Wild auf die Äsungsflächen zieht, aber vor allem jetzt in der beginnenden Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit eine ehrliche Antwort auf die Frage geben, ob sein vierbeiniger Kamerad Wildtieren nachstellt“, so Dr. Ernst-Ulrich Wittmann.